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Wenn es einem Menschen gut gehen soll, dann
müssen auch seine spirituellen Bedürfnisse be-
rücksichtigt werden. Durch «Palliative Care» als
ganzheitlichem Ansatz in der Pflege von Men-
schen hat diese Erkenntnis neues Gewicht erlangt.
Seiner Veranlagung nach ist der Mensch nicht nur
ein körperliches und ein psychosoziales, sondern
auch ein spirituelles Wesen.
«Der Mensch ist nicht nur ein
körperliches und ein psychosoziales,
sondern auch ein spirituelles Wesen.»
Um angemessen auf die spirituellen Bedürfnisse
von kranken und pflegebedürftigen Menschen
eingehen zu können, sind in Spitälern und Pflege-
heimen Spitalseelsorgende angestellt. Ich bin seit
7 Jahren in der SONNHALDE als reformierte Seel-
sorgerin tätig. Wenn ich nachmittags auf dem Vor-
platz des Hauses Gerbi vorbeikomme, tönt es mir
meistens in der Art entgegen: «Hallo, ich möchte
ihnen rasch etwas erzählen!», «Haben sie nach-
her noch etwas Zeit für mich?». Voraussetzung für
meine Arbeit ist der vertrauensvolle Kontakt zu
den Bewohnerinnen und Bewohnern. So kommt es
auf meinem Weg zu vereinbarten Gesprächstermi-
nen immer wieder zu kurzen Zwischenstopps für
ein freundliches Wort hier, einen nachträglichen
Glückwunsch zum Geburtstag da, eine weitere
Verabredung dort.
Seelsorge ist Gesprächsarbeit
Ein Teil meiner Aufgabe ist das Angebot zum
seelsorglichen Gespräch. Es richtet sich an alle
Bewohnenden, unabhängig von ihrer Religions-
oder Konfessionszugehörigkeit. Häufig sind es die
kleinen Störungen in ihrem Alltag, die meine Ge-
sprächspartner thematisieren. Sie haben ein sehr
feines Gespür für Misstöne im Miteinander. Zu-
sätzlich zu der Belastung der eigenen Erkrankung
stellt der Umgang mit diesen Alltagsstörungen
oftmals eine Herausforderung dar. Ich bin in die-
sen Gesprächen Zuhörerin, aber auch Impulsgebe-
rin: Welche innere Haltung könnte dazu beitragen,
mit diesen Situationen besser umgehen zu kön-
Fachbeitrag
Spiritualität – auch die Seele braucht Pflege
Seelsorge als Anleitung, sich, seinem Glauben und Anderen Sorge zu tragen