8
Was sich in den 60-iger bis 80-iger Jahren des letz-
ten Jahrhunderts im Rahmen sozialer Reformen
und Umformungen gesellschaftlich ereignet hat,
widerspiegelte sich auch in den Veränderungen
der psychiatrischen Betreuung. Ziel war es, eine
personenbezogene und integrierte psychiatrische
Versorgungsleistung anbieten zu können.
Mit der Umsetzung des Zürcher Psychiatriekon-
zeptes in den neunziger Jahren, mit gemeindena-
her, sektorieller, psychiatrischer Grundversorgung,
kam es zu einem massiven Bedarf an stationären
und teilstationären Betreuungsplätzen von chro-
nisch psychisch kranken Menschen. Dies vor al-
lem deshalb, weil so genannte Langzeitstationen
an den grossen psychiatrischen Kliniken wie zum
Beispiel der psychiatrischen Universitätsklinik Zü-
rich PUK zu Gunsten von Spezialangeboten mas-
siv abgebaut wurden. Diese Entwicklung erkannte
Kurt di Gallo senior bereits sehr früh und erwei-
terte deshalb das Betreuungsangebot in seinem
Stammhaus SONNHALDE in Grüningen sukzes-
sive. Mehrere andere seiner Institutionen folgten
mit dem Ziel, den Bedürfnissen von chronisch
psychisch kranken Menschen gerecht zu werden.
Ich staunte deshalb nicht schlecht, als ich in der
SONNHALDE Patienten wieder traf, die ich bereits
als Assistenzarzt an der psychiatrischen Poliklinik
in Zürich betreute. Diesen ging es sichtlich besser
hier im Pflege- und Betreuungszentrum, in einem
Umfeld mit sinnvoller Betätigung, Wertschätzung
und dem Wohnen in nicht klinischer Atmosphäre.
Und wie ist es heute?
Gemäss grossen internationalen Studien leidet
mindestens 20-30 % der westlichen Bevölkerung
jährlich unter psychischen Störungen. Dies ist ver-
gleichbar mit dem Ausmass an Herz-Kreislaufer-
FACHBEITRAG
Stationäre psychosoziale Betreuung
Die Entwicklung zu einer sinnvollen, personenbezogenen und integrierten psychiatrischen Versorgung
© Shutterstock